Lukas
Studer

Sportreporter und TV-Moderator

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«Immer mit einer Prise Humor»

PFÄFFIKON (ZH) – Lukas Studer (46) hat beim Schweizer Fernsehen eine Bilderbuch-Karriere hingelegt. 2009 gab er sein Kameradébut, seither ist er bei diversen Live-Sendungen und Gross­anlässen eine feste TV-Grösse, letztmals bei den Alpinen Skiwelt­meister­schaften in Courchevel und Méribel. Der ehemalige SBWler (Weiter­bildungsjahr 1993/94) im «Future Skills »-Test.

Text: Mark Riklin, Bild: SRF/Oscar Alessio

Restaurant Concerto in St.Gallen. Was will man einen fragen, der immer wieder in den Medien auftaucht, auf der einen oder anderen Seite des Mikrophons steht. Was will man einen fragen, über den schon so vieles gesagt und geschrieben ist. Der Versuch, den Werdegang des ehemaligen SBWlers aus den Future-Skills-Perspektiven zu untersuchen, möglichst ohne den Interviewten zu langweilen.

Perspektive 1: Passion

«Die Arbeit vor der Kamera ist mehr als ein Beruf, es ist meine Leidenschaft», schreibt Lukas Studer auf seiner Homepage. «Es macht mir grosse Freude, Menschen zu begegnen, deren Emotionen abzuholen, zu berühren, vermitteln, herausfordern, einordnen, strukturieren.» Bereits im Alter von 10 Jahren hatte er damit begonnen, die Tagesschau aufzunehmen und die Rolle als Nachrichten­sprecher auszuprobieren. Als er dann im Lehrer­seminar Kreuzlingen erfuhr, dass auch sein Idol Kurt Felix hier seine Primarlehrer-Ausbildung machte, schrieb er ihm einen Brief: «Was muss ich tun, wenn ich TV-Moderator werden will?» Die Antwort von Kurt Felix: «Die eigene Leidenschaft finden und damit beginnen, Geschichten mit Bildern zu erzählen.»

Perspektive 2: Resilienz

«Ich habe unglaublich viel Glück gehabt in meinem bisherigen Leben», sagt Lukas Studer, auf Niederschläge und Heraus­forderungen angesprochen. Die Aufnahme­prüfung ans Lehrersemi habe er nicht auf Anhieb geschafft und deshalb 1993/94 am SBW Weiter­bildungsjahr eine Ehrenrunde eingelegt.

Als er sich bei SRF um ein Praktikum bewarb, erhielt er immer wieder Absagen. Doch er blieb hartnäckig. So sehr, dass der damalige «Sportaktuell-Chef» nach dem dritten Anruf zu Studer sagte: «Du mühsamer Kerl, dann komm halt mal vorbei.» So durfte er während den Semester­ferien ein Praktikum auf der SRF Sport­redaktion absolvieren. Daraus folgte eine Teilzeitstelle als Assistent.

Seine wohl grösste Heraus­forderung liegt über zehn Jahre zurück: Im Herbst 2012 plagten ihn plötzlich so starke Kopf­schmerzen, dass er mit einer viralen Hirnhaut­entzündung notfallmässig ins Spital eingeliefert werden musste. Nach dreimonatiger Pause kehrte er auf den Bildschirm zurück. Inwiefern ihn diese Erfahrung geprägt habe? «Es mag zwar eigenartig klingen, aber das hat mir gutgetan», sagte Studer einst in einem Interview. «Ich war bereits zuvor ein positiver Mensch, aber diese Erfahrung gab mir nochmals einen Schub, indem ich merkte, wie schnell das Leben eine Wendung nehmen kann. Wenn man einmal so etwas erlebt hat, haut einen nichts mehr so schnell um.»

Perspektive 3: Global Identity

Die grosse Welt hatte Lukas Studer schon immer gereizt. Ein Schlüssel­erlebnis war seine Reise nach Costa Rica, die er mit 16 Jahren wagte. 4 Wochen eine ganz andere Welt entdecken, eine neue Denkweise. Im Fremden das Eigene erkennen und mit einem neuen Blick auf unsere Gesellschaft zurückkehren. Seine Tätigkeit als Sport­moderator an Grossanlässen führte ihn an Welt­meister­schaften und Olympische Spiele in der ganzen Welt, nach Australien, Südafrika, Südkorea, Brasilien, China, Russland etc. Wenn er zurückkomme, realisiere er immer wieder von neuem, was für ein «unfassbar privilegierter Ort» die Schweiz doch sei. Das Gejammere und Gemotze sei im Spiegel anderer Lebens­realitäten manchmal kaum zu ertragen.

Perspektive 4: Sustainability

«Wie nachhaltig ist mein Job als Sportmoderator für die Welt?», fragt sich Lukas Studer im Gespräch. Die Unterhaltungsbranche sei eine gewaltige Maschinerie, die oft nicht nach Nachhaltig­keits-Kriterien funktioniere. «Wäre ich doch lieber Lehrer geblieben, und damit mein Wirken nachhaltiger gewesen?» Was er in seiner Rolle als Moderator bewirken könne? Menschen unterhalten, erheitern, einen Moment ablenken. Hintergründe aus aller Welt in die Wohn­zimmer der Schweizer Bevölkerung transportieren und damit einen Beitrag zur Volks­bildung leisten. Beispielsweise die Situation der Pandemie in China aus eigener Anschauung schildern, als die Menschen eingesperrt waren, die Strassen leer, jeder Meter überwacht.

Perspektive 5: Acting outside the Box

Lukas Studer liebt es, sich selbst zu challengen, sprich «sich in Situationen hinein­zuschmeissen und zu schauen, wie er wieder herausfindet». Wie damals, 2019 auf einer Reise zusammen mit seiner Partnerin und den drei kleinen Kindern nach Kolumbien, als sie sich vier Wochen ohne grosse Pläne durch das südameri­kanische Land schlugen und der eigenen Neugier nachgingen.

Auch in Gesprächen lässt er sich von der Intuition leiten. Statt vorgefertigte Fragen zu stellen, will er echte Gespräche führen, die sich aus dem Moment heraus entwickeln. Mit dem Risiko, dass der Schuss auch mal nach hinten losgehen kann, wie 2016 im Interview mit Liverpool-Trainer Jürgen Klopp unmittelbar nach der Niederlage im Europa-League-Final gegen Sevilla: «Wie sagt man eigentlich in Ihrem Fall? Kopf hoch oder Klopp hoch?» Eine saloppe Frage, die medial ziemlich hohe Wellen schlug. Wenige Tage nach der Medien- und Social-Media-Schelte meldete sich Klopp bei Studer, um ihn nach Liverpool einzuladen und sich in einem exklusiven Gespräch über Humor auszutauschen.

Perspektive 6: Entrepreneurship

Längst ist Lukas Studer zu einer Marke geworden. Neben seiner Tätigkeit beim Schweizer Fernsehen (80%) lässt sich Studer als selbständiger Speaker & Event­moderator buchen. Mitarbeiter­anlässe, Podiums­diskussionen oder Sport­veranstal­tungen. «Hin und wieder aus der SRF-Blase rauszukommen und den Horizont «out of the box» zu erweitern, ist immer wieder eine grosse Bereicherung, die ich nicht missen möchte», so Studer. Man darf gespannt sein, wie sich der Werdegang von Lukas Studer weiterentwickelt. Wir bleiben dran.

 

Werdegang von Lukas Studer

Lukas Studer, 1977 in Basel als Sohn eines Wallisers und einer Baslerin geboren, wächst ab 1980 mit drei Geschwistern in Scherzingen (TG) am Bodensee auf. Ab 1994 lässt er sich am Lehrerseminar Kreuzlingen zum Primarlehrer ausbilden. Nach dreijähriger Tätigkeit in diesem Beruf folgt 2002 das Studium Journalismus und Organisations­kommunikation an der ZHAW in Winterthur. Fast gleichzeitig startet 2003 seine Laufbahn bei SRF. Lukas Studer beginnt als Assistent auf der Sportredaktion. Anschliessend absolviert er den SRF-internen Stage zum Fernseh­journalisten. 2009 gibt er sein Kameradébut. Zuerst präsentiert er vor allem Sendungen wie «sportaktuell». Seit 2010 steht er vermehrt an Gross­anlässen wie Fussball-, Ski-WM und Olympischen Spielen im Einsatz. Zudem präsentiert er regelmässig Ski-Livesendungen und die Magazinsendung «Super League – Highlights». Lukas Studer wohnt mit seiner Partnerin Karen, der vierzehn­jährigen Tochter Lisa und den Zwillingen Annabelle und Lennox (12) im zürcherischen Pfäffikon am See.

 

Links

Offizielle Website

Wikipedia-Eintrag

SRF Video mit Jürgen Klopp

 

 

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